Wenn der Wecker überraschend zuschlägt, die Zahnpastatube wieder mal offen für alles blieb, das Antischuppenshampoo leer ist, der Blick in den Spiegel der volle Härtetest, das Frühstücksei zu hart, zu weich, der Toast verbrannt, der Radiomoderator eine arrogante Schwatzmorchel, die Musik nervig, die Kinder ningelnd, der Hund verbissen in ein Knäuel, das gestern noch ein Designerstück war, mit dem man heute einen glänzenden Auftritt in der Firma, beim Kunden, beim neuen Schwarm hinzulegen gedachte, dann…?
Sind Sie chisao? Wohl kaum.

Aber der Tag kann nur besser werden. Zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, durchnässt, falls man den Metero (logen) glaubte, sofern man nicht in der verspäteten Bahn, dem überfüllten Bus, oder im kilometerlangen Stau stecken bleibt, zu spät kommt und vom Boss öffentlich gerüffelt wird.Chisao? Eher nicht.

Wenn man am Arbeitsplatz als erstes erfährt, dass nicht man selbst, sondern B. befördert wurde…B.! Und als nächstes, dass die Firma expandieren wird und zwar komplett, dafür nach Ostchina.Dann aber sind Sie chisao? Keineswegs.

Warum bessert sich das Befinden in der Kantine, zum Beispiel bei garantiert virenresistenten Hühnchennuggets oder Tofubratlingen nie? Zum Trost eine heimliche Zigarette im Kopierraum, die ohne Vorwarnung die Sprinkleranlage auslöst. Die Kosten werden praktischerweise mit den Gehältern des nächsten Halbjahres verrechnet.Fühlt sich das chisao an? Von wegen.

Die heutigen vier Überstunden sind in der Reichweite des Deodorants nicht vorgesehen, es versagt. Egal, im Fitnessstudio nach Dienstsschluss, umzingelt von lecker bedufteten Waschbrettbäuchen, verzieht man sich ohnehin rasch und den Bauch ein.Chisao? Nee.

Auf dem Rückweg schnell noch in den Supermarkt, wie immer, wenn man es eilig hat, an der Schneckenkasse angestellt, schließlich die Tiefkühlkost im Kofferraum vergessen. Morgen ist auch noch ein Tag, da findet sich alles. „Dieses Areal wird zu Ihrer Sicherheit videoüberwacht“ steht auf einem Schild am Park. Die Gang, die einen überfällt, prügelt, bis man zu Boden geht und ausraubt, hat die Kamera umsichtig vorher abgeschraubt.Etwas chisao? Wäre nicht übel.

Dafür wartet daheim ein Briefkasten voller Überraschungen: 1. Post von der Bank: das Portfolio wurde der Marktsituation angepasst, also halbiert. 2. Information vom Finanzamt, die Steuerlast dafür verdoppelt. 3. Brief aus der Schule: dringend Rücksprache erbeten wegen Versetzungsgefährdung des Sprösslings. 4. Schwiegermutter kündigt dreiwöchigen Kurzurlaub an.
5. Post, vermutlich aus dem Jenseits: „Hier kommt Ihre Sterbegeldabsicherung! Mit attraktiver Bonus-Leistung!“
Chisao also? Vielen Dank auch.

Statt Schatz in der Küche bloß ein Zettel: „Hochzeitstag vergessen! Und tschüss!“ Ach, Sie sind Single? Single, oje. Chisao? Schon gut, war nur so eine Idee.

Feierabend, das reicht für heute! Aha, Kaltgetränke sind aus, Kühlschrank leer, Lieblingsmannschaft, an der bis eben das Herz hing, steigt mit 0:5 ab. An der Tür klingelt Schwiegermama Sturm.

Frag mich ja keiner nach chisao!